Myten, Sagen & Erzählungen

Die Geschichten unseres Standorts

Zwischen Worbis, Breitenbach und Breitenholz liegt eine Feldflur, die den Namen Siegfriederode, auch Sieberterode oder Siwerterode führt.
Hier lag ehemals ein Dorf gleichen Namens, das schon vor Jahrhunderten zur Wüstung geworden ist.
Über den Untergang des Dorfes wird erzählt: Siegfriederode war weiterhin auf dem Eichsfeld bekannt durch den Reichtum, aber auch durch den Geiz der dort ansässigen Bauern. Nun wohnte damals im Dorf eine alte Witwe mit zwei Kindern . Durch eine schwere Krankheit geriet die Familie in große Not.
Die Frau bemühte sich, für ihre Lieblinge Milch und kräftige Nahrung zu erhalten. Sie ging im Dorf von Haus zu Haus und sprach die Bauern an um milde Gaben.
Da sie aber nicht mit klingender Münze bezahlen konnte, wurde sie überall mit harten Worten abgewiesen. Nach einigen Tagen wiederholte sich das traurige Spiel. Als die Frau tief niedergeschlagen nach Hause kam, fand sie das jüngste Kind tot im Bett; es war an Entkräftung gestorben. Voller Verzweiflung, und erfüllte von namenlosen Groll, trat die Mutter vor die Haustür und verfluchte und verwünschte das ganze Dorf und seine hartherzigen Bewohner. Nachdem das Kind beerdigt war, nahm sie das noch lebende Kind in ihren Mantel und begab sich nach Worbis, wo sie von einer gütigen Familie aufgenommen wurde. Es vergingen sieben Wochen. Da erhob sich im „Kessel“ ein so furchtbares Wetter, als wenn der Jüngste Tag angebrochen wäre. Als der tag graute, war Siegfriedrode verschwunden. Nur einige Mauerreste und Häuserschutt zeugten von dem untergegangenen Dorf.

IM JAHR 1974

Auch von dem letzten Schultheiß des untergegangenen Ortes gibt es etwas zu berichten: Er war kinderlos und der reichste Bewohner des Dorfes, stand aber in dem Ruf, der habgierigste von allen zu sein. Sein Geiz war in der Umgegend geradezu sprichwörtlich geworden. Das gesammelte Geld hatte er in einer eiserner Truhe in seiner Scheune vergraben. Es ging aber das Gerücht, daß er denjenigen unter den schrecklichsten Verwünschungen verflucht haben, der sich an dem vergrabenen Schatz vergreifen würde.Nur dann sollte die Hebung des Schatzes möglich sein, wenn sich zwei Brüder an dem betreffenden Platz gegenseitig töten würden. Diese Erzählung war auch in der Stadt Worbis bekannt geworden, und verschiedene Bewohner wollten bemerkt haben, daß auf der Wüstung Siegfriederode allnächtlich eine blaue Flamme brenne, und man vermutete, daß dort der Schatz vergraben liege. Eines Tages besprachen zwei beherzte Bürger in Worbis die sache, und sie beschlossen, den Schatz zu heben. Sie besaßen zwei Ziegenböcke die von einer Ziege stammten, sternhellen Nacht nach Siegfriederode. An der Stelle, wo sie die Flammen bemerkten, banden sie die beiden Böcke aneinander und reizten sie derart, daß sie aufeinander losstürzten. Die wild gewordenen Tiere bearbeiteten sich gegenseitig so lange mit den Hörner, bis sie tot auf dem Kampfplatz niederfielen. Da schlug die Tumruhr in Worbis zwölf. Nun fingen die beiden Männer an. eifrig zu graben. Nach einiger Zeit stießen sie auf dem Deckel einer eisernen Truhe. Erwartungsvoll hoben sie ihn ab, und die Truhe war angefüllt mit blinkenden Goldstücken. Als sie aber den Schatz heben wollten sahen sie zu ihrem Schrecken den Schultheiß vor sich. Der hatte in der Hand eine glühende Ofengabel, mit der er den beiden Schatzgräbern drohte. Von Entsetzten getrieben, ließen sie alles im Stich und liefen ohne sich umzusehen, nach Hause. Am anderen Morgen fanden sie ihre beiden Ziegenböcke verendet im Stall liegen. Seit dieser Zeit hat niemand mehr versucht, den Schatz in Siegfriederode zu heben.

im Lauf der Zeit

Kirstin Biermann erzählt…

Im Sommer 1968 arbeitete mein Papa bei der LPG in Breitenbach. Er war für die Kühe zuständig und diese waren ausgebrochen. Beim suchen fand er nicht nur die Kühe sondern auch Siegfriederode. Ein runtergekommenes Gebäude was keinen weiteren Winter überstanden hätte. Meine Eltern sahen jedoch gleich ihr Heim, dass im Dornröschenschlaf versunken war . So wurde im November geheiratet und das Grundstück mit einigen Schwierigkeiten gekauft. Der erste Winter war hart und sicher nicht nur für meinen Vater, der allein hier schlief. Denn eine lustige Geschichte erzählt, wie beinahe jemand zu Tode gekommen ist. Die Leute kamen aus umliegenden Dörfern und nahmen Backsteine und allerlei andere Sachen die sie gebrauchen konnten mit. Denn sie waren der Meinung das Haus wäre Herrenlos. So machte sich mein Vater den Spaß und erschreckte zwei Männer als die Abends wieder Steine mitnehmen wollten, indem er ihnen Wasser über den Kopf schüttete und sie laut verjagte. So verging der erste Winter. Dann kam das nächste Jahr, es wurde gebaut und gepflanzt. Auch ein paar Pferde waren schon eingezogen. Im kommenden Jahr wurde meine Schwester Karin geboren und zwei Jahre später meine Schwester Petra. So vergingen die Jahre und es wurde oft, dass gemacht was Geld brachte. 1977 kamen glückliche Zufälle zusammen und die Eltern erhielten die, in der DDR seltene, Selbstständigkeit.
Umzüge mit den Pferden wurden gefahren, Holzrücken im Thüringer Wald, eine Schafherde für eine Saison, Yorkshireterrier und Pferde wurden gezüchtet,der ein oder andere Traktor gehandelt, ein bisschen Reiten für Touristen, Fahrten mit dem Kremser und der Hochzeitskutsche, ein paar Fremdenzimmer, Koffer fahren für FDGB Urlauber.
Mittwochs war immer Anreisetag der FDGB Urlauber. Das weiß ich so genau, weil mir erzählt wurde, dass ich an einem Anreisetag zur Welt gekommen bin. Da ich das dritte Mädchen war sagte mein Vater zu seinem Freund: komm lass uns was Essen gehen ( Eigentlich wäre zu erwarten gewesen das man einen trinken geht). 6 Jahre später kam die Wende. Wieder neue Herausforderungen die gemeinsam bewältigt wurden. Ein neuer Stall wurde gebaut und aus dem alten wurde eine Gaststätte. Mein Vater hatte draußen das Sagen und meine Mutter sagte was drin passierte. Sie versorgte alle mit Schnittchen und einem offenen Ohr und war die gute Seele des Reiterhofes.
Der Reitunterricht nahm immer mehr an Bedeutung zu, Pensionspferde zogen im Stall ein.
Seit 2010 ist ein neues Kapitel für Siegfriederode angebrochen. Ich habe den Hof von meinen Eltern übernommen. Und es ist wie es immer war eine Weiterentwicklung und Anpassung an die jeweilige Zeit.